Auf dem Weg dahin, und bevor ihr (genau wie ich) dann nicht mehr aus dem Staunen raus kommt, gibt es
ein bisschen Baugeschichte zur Alten Sakristei der Basilika di San Lorenzo in Florenz
die in die Zeit zurück geht, als Filippo Brunelleschi an der Kuppel des Doms von Florenz arbeitete. Bereits davor hat an dieser Stelle im 11. Jahrhundert eine kleinere Kirche existiert, die ab 1418 vergrößert werden sollte. Dafür waren aber umfangreiche Vorarbeiten notwendig, denn man brauchte mehr Platz und dafür mussten Grundstücke enteignet werden. Giovanni di Bicci de‘ Medici, als Auftraggeber und Geldgeber für die neue Kirche holte sich Brunelleschi als Architekt für dieses Projekt. Leider konnte dieser die Fertigstellung der neuen Kirche nicht mehr erleben.
Giovanni di Bicci de‘ Medici hatte aber noch einen anderen Auftrag für den Baumeister. Er, der sich durch geschickte Geschäftskontakte ein Vermögen aufgebaut hatte, das er durch eine geschickte Heirat noch vermehrte, bildete den Beginn der späteren mächtigsten Familie in Italien und Europa. 1420 gab er die Führung der Banco Medici an die Söhne Lorenzo und Cosimo. Cosimo (der Ältere) baute dann nach seinem Tod die Macht der Medici noch weiter aus.
Der Seniorchef gab Brunelleschi so um 1420 mit dem Bau der Alten Sakristei gleichzeitig den Auftrag eine Grabkapelle für die Familie zu schaffen, die nur unweit der Basilika ihren Palast hatten. Im nördlichen Querhaus hat Brunelleschi die Sakristei zunächst als eigenständiges Gebäude noch vor seinem Tod fertigstellen können. Später, so nach 1459, wurde es in die Kirche integriert. Schlussendlich übernahm die Familie de Medici dann das Patronat für die ganze Kirche.
Was Filippo Brunelleschi mit der Sakristei, die im 16. Jahrhundert durch den Bau einer weiteren Sakristei von Michelangelo dann zur ‚Alten Sakristei‘ wurde, entstehen ließ, reihte man in die bedeutendsten Werke der Architektur in der frühen italienischen Renaissance ein. Sein Biograph Manetti hat überliefert, dass die Menschen ob diesem neuen Stil und der wunderschönen Gestaltung des Raumes begeistert gewesen wären.
Und nicht nur die, ich war es auch, und hab mich doch einige Zeit in diesem Raum aufgehalten. Da war ich aber leider nicht allein mit meiner Begeisterung, denn der Raum war ständig von Menschen besucht, was mir ein Gesamtbild der Sakristei unmöglich gemacht hat. Ihr bekommt sie jetzt eben scheibchenweise 😉
Den Anfang macht
der Altar in der Alten Sakristei der Basilika von San Lorenzo in Florenz
der schlicht in einer Nische platziert ist. Das Kruzifix stammt aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhundert.
Die Altarkuppel der Alten Sakristei von San Lorenzo
zeigt eine Darstellung, die ich bis dato noch in keiner Kirche gesehen habe. Ich musste zweimal schauen – sind das Sternbilder? Meine ‚Emma‘ ist mir ja immer treu zur Seite, aber in diesen vier Wochen in Florenz ganz besonders, und hat mir ganz viele Darstellungen nah herangeholt. Ja, das sind Sternbilder – der Kosmos in der Kuppel über dem Altar. Einfach zufällige, oder hatten die eine Bedeutung? Wie ihr mich kennt, ich habe gesucht und fand eine Untersuchung von 1911 die besagt, dass die Berechnung auf den 9. Juli 1422, dem Tag der Altarweihe, deutet. Nein, nein meinten andere, das deutet auf 1439 hin, auf die Schlusssitzung des Konzils von Florenz, die in einer zweiten Meinung bestätigt worden ist.
Ich finde, egal auf welches Ereignis es hinweist, derjenige der es geschaffen hat (und da konnte ich leider keinen Namen dazu finden) war ein Cleverle und Künstler. Schaut mal …
Jetzt geht mein Blick zu dem, was Brunelleschi mit diesem Raum ausgezeichnet hat –
die Kuppel in der Alten Sakristei in der Basilika di San Lorenzo in Florenz
Insgesamt gibt es in diesem Raum nix verschnörkeltes. Brunelleschi hat regelmäßige geometrische Formen gewählt – Halbkugeln, Quadrate, und hat das Kuppelfeld in 12 Segmente unterteilt. Brunelleschi hatte vor, alles ohne irgendwelche Malereien oder Verzierungen so wirken zu lassen. Bis dann sechs Jahre nach der Fertigstellung der Sakristei die Söhne des Stifters auf die Idee kamen, das wäre dann vielleicht doch ein bisschen zu schmucklos. Sie beauftragten den Bildhauer Donatello (ihm werdet ihr in meinen Berichten auch öfter begegnen) das ganze mit ein bisschen mehr Farbe zu versehen.
Man kann sich vermutlich lebhaft vorstellen, wie das bei Brunelleschi angekommen sein mag. Er, der für nüchterne Formen und Kargheit in der Ausschmückung stand, muss wohl den Auftrag an Donatello akzeptieren. Dieser hat in vier Reliefmedaillons die Evangelisten dargestellt. In weiteren vier farbenfrohen Medaillons sind Szenen aus dem Leben des Namenspatrons des Stifters, dem Hl. Johannes des Evangelisten, zu sehen. Und natürlich darf das Wappen des Gönners nicht fehlen. Geht man mit offenen Augen durch Florenz, sieht man die Kugeln an vielen Gebäuden der Stadt.
Kuppelbauten in Kirchen
und vor allem in Florenz und in der Renaissance sieht man so gut wie in jeder Kirche. Insgesamt ist es ja eine Wissenschaft für sich, und wenn ihr mehr über Kuppelbauten nachlesen möchtet, dann habe ich HIER eine tolle Abhandlung dazu gefunden. In der Religion erklärt sich der Kuppelbau, vereinfacht ausgedrückt, mit dem Übergang des irdischen Lebens in die Unsterblichkeit des Himmels. Wenn man dieser Symbolik dann noch zugrunde legt, dass, wie auch hier in der Sakristei, die letzten Ruhestätten von Persönlichkeiten sind, macht diese Erklärung Sinn. Ein komplexes Thema, ich zeig euch jetzt lieber die Kuppel in der Alten Sakristei.